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2009-12-01


Perspektiven für den kurdischen Befreiungskampf nach 25 Jahren des bewaffneten Kampfes in Nordkurdistan

Vor 25 Jahren, am 15. August 1984, begann der bewaffnete Kampf in den kurdischen Gebieten der Türkei. Die linke Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatte zum Kampf gegen die Militärdiktatur, die sich am 12. September 1980 an die Macht geputscht hatte, und gegen die jahrzehntealte Unterdrückung der KurdInnen in der Türkei aufgerufen. Ihre Kurdischen Befreiungskräfte (HRK) attackierten an diesem Tag die staatlichen Institutionen in den Dörfern Eruh und Semdinli und gaben damit das Signal für einen breitangelegten Guerillakampf in den kurdischen Gebieten der Türkei.

Der türkische Staat reagierte mit verschärfter Repression. Im Laufe der 90er Jahre wurden rund 4.000 kurdische Dörfer vom türkischen Militär zerstört, um die soziale Basis der Guerilla zu zersetzen. Bis zu 40.000 Menschen fielen dem Krieg zum Opfer. Bei diesem Krieg bekam der türkische Staat entscheidende Unterstützung vom Imperialismus: z.B. die BRD lieferte Waffen aller Art an das türkische Militär und trieb die Verfolgung der kurdischen Organisationen im Ausland voran, u.a. durch das Verbot der PKK in Deutschland.

Bis heute wird die kurdische Sprache unterdrückt und darf zum Beispiel nicht an Bildungsinstitutionen oder auf politischen Veranstaltungen in der Türkei verwendet werden. Jeder Versuch der legalen politischen Arbeit der KurdInnen wird mit Repression beantwortet. So läuft weiterhin ein Verbotsverfahren gegen die auch im türkischen Parlament vertretene linke Partei für eine Demokratische Gesellschaft (DTP), die im März bei den Kommunalwahlen zur stärksten Kraft in den kurdischen Landesteilen wurde.

Dieser 25-jährige Kampf hat die Lebensbedingungen der KurdInnen im türkischen Staat grundlegend geändert: Das Zurückdrängen des Staates durch die PKK-Guerilla in den 90er Jahren ermöglichte ein Aufblühen einer Massenbewegung in den kurdischen Gebieten: politische Parteien, Gewerkschaften, eine Frauenbewegung, eine Jugendbewegung usw.. Während der türkische Staat früher überhaupt die Existenz des kurdischen Volkes leugnete (sie wurden “Bergtürken” genannt und ihre Sprache zu einem primitiven Dialekt des Türkischen erklärt), ist es heute nicht überraschend, wenn türkische PolitikerInnen bei Wahlkampfauftritten ein paar Worte in kurdischer Sprache sagen.

Die Pläne der Regierung

Mit der Ankündigung „gute Dinge werden geschehen“ und der erstmaligen Benennung der „kurdischen Frage“ als „größtes Problem der Türkei“ löste der türkische Ministerpräsident Abdullah Gül im Frühjahr 2009 eine neue Dynamik aus. Die Hintergründe sind vor allem geopolitischer Natur. Mit dem angekündigten Rückzug der US-BesatzerInnen aus dem Irak wächst die Verantwortung der Türkei als prowestlicher Ordnungsmacht im Mittleren Osten. Dazu kommt die gestiegene energiepolitische Bedeutung der Türkei als Transitweg für Öl- und Gaspipelines wie die geplante Nabucco-Gaspipeline. Voraussetzung für die Sicherheit der Energieleitungen und die Rolle als regionaler Großmacht ist eine Eindämmung des kurdischen Aufstandes.

Dabei setzen Regierung und Armee einerseits auf die Zerschlagung der kurdischen Selbstorganisation. Die Militäroperationen gegen die PKK gingen trotz eines seit dem Frühjahr ausgerufenen einseitigen Waffenstillstandes der Guerilla weiter, während gleichzeitig über 1.000 Mitglieder und FunktionärInnen der DTP, der DTP-regierten Stadtverwaltungen, der kurdischen Frauenbewegung und der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes KESK verhaftet wurden. Gleichzeitig versucht die Regierung, mit der Ankündigung einer „kurdischen Initiative“ Einfluss unter der kurdischen Bevölkerung zu bekommen und der DTP das Wasser abzugraben.

Der Spielraum der Regierung ist eng. Denn der mächtige Generalstab beharrt auf „roten Linien“. Weder eine Änderung der nach dem Militärputsch von 1980 vorgelegten Verfassung, die eine Einheit von Staat und türkischer Nation behauptet, noch eine Autonomieregelung oder Unterricht in kurdischer Sprache seien zulässig. Gespräche mit der PKK und ihrem in Isolationshaft sitzenden Vorsitzenden Abdullah Öcalan lehnen die Militärs ebenso wie die Regierung völlig ab. Die „Lösung“ soll also ohne kurdischen Partner allein vom Staat realisiert werden. Die mittlerweile nur noch als „Projekt der nationalen Einheit“ bezeichnete „kurdische Initiative“ sieht lediglich kleinere Zugeständnisse wie kurdischsprachige Ortsschilder und Kurdologie-Institute an Universitäten vor. Dagegen werden weiterhin jegliche kollektiven Rechte – insbesondere das Selbstbestimmungsrecht – verweigert. Ebenso bleiben die grundlegenderen Probleme – Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnde Infrastruktur – in den kurdischen Landesteilen bestehen. Die Befreiung Kurdistans bzw. der KurdInnen scheint damit noch in weiter Ferne zu liegen.

Die Strategie der PKK

Die PKK propagierte von Anfang an einen gemeinsamen Kampf des kurdischen Volkes und des werktätigen türkischen Volkes gegen die Militärjunta. Doch ihre Strategie war auf ein Bündnis zwischen dem kurdischen Volk und den Werktätigen der Welt beschränkt. Obwohl sie sich “Arbeiterpartei” nannte, zielte sie nicht auf die eigenständige Organisierung und die internationale Vereinigung der Werktätigen. Deswegen strebte sie keine grenz- und sprachübergreifende Organisierung aller Unterdrückten im türkischen Staat und im Nahen Osten, sondern eben nur ein Bündnis an.

Die PKK machte immer klar, dass nur der Sozialismus die kurdische Frage lösen könnte. Doch ihre Sozialismusvorstellung war immer vage, geprägt durch den Stalinismus der UdSSR und den “arabischen Sozialismus” in Ländern wie Syrien. Am Anfang ihres Kampfes setzte sich die PKK gegen den Großgrundbesitz ein, aber ihr Programm ging nie darüber hinaus hin zur Abschaffung des Privatbesitzes an Produktionsmitteln und der Etablierung einer Planwirtschaft.

In den letzten Jahren hat die kurdische Befreiungsbewegung ihre Ziele immer gemäßigter gemacht. Neben anarchistischen Versatzstücken über Basisdemokratie sowie einer starken Betonung der Frauenbefreiung gibt es vor allem politische Vorschläge, die sich auf eine Verfassungsänderung zur Anerkennung der kurdischen Identität, kurdischen Schulunterricht und mehr regionale Selbstverwaltung im Rahmen des bestehenden Staates beschränken. Das Ziel eines eigenständigen Staatswesens – ob sozialistisch oder nicht – ist aufgegeben worden, eine weitreichende Landreform ist zumindest momentan kein Thema für PKK und DTP.

Die Erfahrungen der KurdInnen im Nordirak zeigen, dass eine kurdische Autonomie (bzw. eine De-Facto-Unabhängigkeit) im Rahmen des kapitalistischen Systems und mit Unterstützung der imperialistischen Mächte nur manchen KurdInnen hilft. In den kurdischen Gebieten im Irak haben die Clanstrukturen um die Politiker Barsani und Talibani (die trotz der durchkapitalisierten Natur der Wirtschaft weiterbestehen) sich unheimlich bereichern können. Aber die Masse der KurdInnen dort bleibt in Arbeitslosigkeit, Armut oder in Abhängigkeit als SpendenempfängerInnen der korrupten Regierungsparteien, die wiederum am Tropf der Bagdader Zentralregierung und des US-Imperialismus hängen.

Für eine wirkliche Befreiung der KurdInnen bedarf es einer grundlegenden Änderung der wirtschaftlichen Ordnung: eine Landreform und vor allem der industrielle Aufbau des Landes nach einem demokratisch von der werktätigen Bevölkerung und ihren Organisationen erstellten Plan. Die imperialistischen Mächte und die lokalen Bourgeoisien, die die KurdInnen seit 100 Jahren als Spielball benutzen, haben kein Interesse an einem solchen Projekt. Das kann nur international, durch die Werktätigen aller Länder, durchgeführt werden.

Für die Einheit der Unterdrückten

Nicht Regierung und Armee, sondern die türkischen ArbeiterInnen und Werktätigen sind die reale Adresse für eine gleichberechtigte und demokratische Lösung der kurdischen Frage. Sicherlich herrscht hier noch eine starke chauvinistische Verblendung bis hin zu offenem Rassismus. Doch auch die türkischen Werktätigen leiden unter den Kosten des Krieges. Es sind ihre Söhne, die als einfache Soldaten im Kampf gegen die PKK verheizt werden. Und es sind die offiziell gegen die PKK geschaffenen Antiterrorgesetze, die auch gegen türkische SozialistInnen und GewerkschafterInnen zu Anwendung kommen.

Notwendig für die Befreiung der KurdInnen ist eine Strategie, die die ArbeiterInnen vor allem in der Westtürkei auf einer revolutionären Grundlage – die das Selbstbestimmungsrecht der KurdInnen und aller unterdrückten Völker anerkennt – vereinigt. Neben einer demokratischen und antimilitaristischen Agenda erfordert das auch eine soziale Programmatik. Gerade weil die Millionen ArbeiterInnen in den Slums der Westtürkei sowohl türkischer wie kurdischer Herkunft sind, ist eine gemeinsame Organisierung notwendig. Denn nur diese ArbeiterInnenklasse hat die Macht, die auch eine gut organisierte Guerilla nicht aufbringen kann: nämlich die Wirtschaft zum Stillstand bringen, den riesigen Militärapparat der Türkei und die KapitalistInnen in die Knie zu zwingen und den Imperialismus aus dem Land zu jagen.

Die kurdische Bewegung steht 25 Jahre nach dem Beginn des bewaffneten Kampfes an einem Scheideweg. In den letzten Jahren haben führende kurdische PoltikerInnen und Teile der Basis öffentlich mit dem Gedanken gespielt, ihre Rechte im Bündnis mit reaktionären Mächten wie dem US- oder dem EU-Imperialismus durchzusetzen. Doch jetzt steht die kurdische Bewegung in der Türkei ganz ohne BündnispartnerInnen da: selbst die kurdische Bourgeoisie im Nordirak hat den KurdInnen in der Türkei den Rücken gekehrt, um ihre guten Beziehungen zu Ankara zu verteidigen. Damit bleibt als einzigeR potentielleR BündnispartnerIn eben die internationale ArbeiterInnenklasse. Der kurdischen Bewegung, als einzige linksausgerichtete Massenbewegung in der Region, wenn sie sich nicht mit weiteren 25 Jahren von Unterdrückung und minimalen Zugeständnissen abfinden will, bleibt nur die Option, eine internationale Bewegung der Ausgebeuteten ins Leben zu rufen.

  • Weg mit dem PKK-Verbot und weiteren Repressionsmaßnahmen gegen die KurdInnen in Deutschland! Für Solidarität der Linken und ArbeiterInnenbewegung, trotz der notwendigen Kritik!
  • Für eine sozialistische und internationale Ausrichtung der kurdischen Bewegung! Für ein freies und sozialistisches Kurdistan im Rahmen einer sozialistischen Konföderation des Nahen- und Mittleren Ostens!


von Wladek Flakin (unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION) und Nick Brauns (Marxistische Initiative), 1. Dezember 2009

beide AutorInnen sind SozialistInnen in Berlin, die im Kurdistan-Solidaritätskomitee aktiv sind



26 Responses to “Für ein sozialistisches Kurdistan!”

  1. wladek Says:

    Wurde auch von der MI veröffentlicht:
    http://www.marxismus-online.eu/display/dyn/de/x22fd9c73-6c0e-415b-8843-3cca31196c1c/content.html

  2. wladek Says:

    und auch von TREND:
    http://www.trend.infopartisan.net/trd1209/t291209.html

  3. wladek Says:

    und auch von Entdinglichung:
    http://entdinglichung.wordpress.com/2009/12/12/fur-ein-sozialistisches-kurdistan/#respond

  4. Bernhard T. Says:

    Lektüretipp

    http://www.icl-fi.org/deutsch/spk/170/turkei.html

    http://www.icl-fi.org/deutsch/spk/163/irak.html

  5. günter Says:

    hallo genoss(inn)en,

    ich bin immer wieder aufs neue erschüttert, wenn leute mit einem trotzkistischen anspruch die mega-stalinistische PKK als eine “linke” partei bezeichnen- eine partei die viele mitglieder wirklich linker organisationen umbringen ließ! die PKK unterhält parteiinterne hinrichtungsstätten für “abweichende” mitglieder. es gab für aussteigewillige in türkei bzw kurdistan selten eine andere möglichkeit, als von der partei ermordet zu werden oder sich selber die pistole an die schläfe zu setzen.
    und die “politik” der selbstverbrennungen in europa (sterben für öcalan) hat doch mehr mit islamistischem märtyrertum gemeinsam als mit marxismus- marx würde sich im grabe herumdrehen, wenn er wüßte, wer sich schon alles auf ihn berufen hat. für einen öcalan, der soviel linke auf dem gewissen hat, fordere ich keine freiheit. die ultrastalinistische PKK ist eher ein äußerst abschreckender beweis für die verwandtschaft von stalinismus und faschismus. mit sowas darf es für ernsthafte trotzkisten nicht die allergeringste zusammenarbeit oder solidarität geben. bitte denkt da sorgfältig darüber nach.
    mit entsetzten grüßen,
    günter

  6. wladek Says:

    hi Günter

    wir glauben nicht, dass die PKK eine sozialistische oder kommunistische Partei sei. Aber sie ist die wichtigste politische Vertretung von den 10-15 Millionen KurdInnen in der Türkei. Diese sind einer krassen Unterdrückung ausgesetzt. Kritische (!) Solidarität mit der kurdischen Befreiungsbewegung – wovon die PKK das bedeutendste Element ist – bedeutet in erster Linie, sich gegen diese Unterdrückung einzusetzen.

    Für uns ist das ein Ausdruck der “Antiimperialistischen Einheitsfront”:
    Antiimperialistische “Bewegungen haben meist eine bürgerliche Führung, die versucht, die Kraft der arbeitenden und verarmten Massen für sich zu nutzen, um damit eigene Interessen zu verfolgen. Die bürgerlichen Teile der Bewegung (also Groß- und KleinkapitalistInnen) wollen zwar auch den imperialistischen Einfluss zurückdrängen – allerdings nur, um die Profite aus der Ausbeutung der einheimischen ArbeiterInnenklasse nicht mit ausländischen Unternehmen teilen zu müssen.
    Um den antiimperialistischen Kampf im Sinne der ArbeiterInnen zu führen und nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben (d. h. immer auch den Kampf gegen die eigene KapitalistInnenklasse im Auge zu behalten), muss sich die ArbeiterInnenbewegung eine Führungsrolle im Widerstand erkämpfen.
    Genau diesem Zweck soll die Taktik der antiimperialistischen Einheitsfront dienen. Dabei geht es darum, dass proletarische Organisationen den bürgerlich dominierten Widerstandsgruppen ein Angebot zur Zusammenarbeit unterbreiten – nicht, um sich deren Führung unterzuordnen, sondern um einen größeren Einfluss auf die (proletarischen) Massen an der Basis des Widerstands zu bekommen.”

    Siehe unser Positionspapier zu Antiimperialismus:
    http://www.revolution.de.com/revolution/0902/konferenz/antiimperialismus.htm

    rote Grüße,

  7. günter Says:

    hi again,
    die antwort, die ich so ähnlich erwartete, überzeugt mich nicht. da wird am grünen tisch mathematisch eine mögliche(?) einheitsfront ausgerechnet, die alles menschliche außer acht läßt: wie kann eine partei, die selbst extrem unterdrückerisch ist, eine führungsrolle “gegen unterdrückung” innehaben? ein widerspruch, der m.E. auch mit aussagen des späten trotzki kollidiert, wonach es mit dem stalinismus, seit er sich zur voll konterrevolutionären kraft entwickelt hat, keinerlei zusammenarbeit geben soll. ich würde anfügen sonst könnte man ja auch mit nazis zusammenarbeiten, zumindest wenn die von arbeitern in eine streikleitung gewählt wurden. (es gab ja auch im der weimarer republik gelegentl eine zusammenarbeit der stalinist. KPD mit der NSDAP, z.B. im berliner verkehrsarbeiterstreik). euer konzept der “anti-imperialistischen einheitsfront” kommt mir doch eher wie eine “volksfront” vor, und erinnert mich an die große “anti-imperialist.einheitsfront” aller linken mit khomeini´s faschisten unmittelbar nach der iranischen rev. 1979, die so lange währte, bis khomeini mit den linken kurzen prozeß gemacht hatte.
    also auch wenn ihr sagt, ihr würdet euch denen nicht unterordnen- eine zusammenarbeit mit parteien wie der PKK verbietet sich m.E. für trotzkisten grundsätzlich, unabhängig von der frage, wieviel einfluss die haben. man schließt keinen pakt mit dem teufel. das ist eine inhaltliche frage, keine rechnerische.
    gruß, günter.

  8. günter Says:

    keine antwort mehr?

  9. wladek Says:

    einen Moment, bitte :-)

  10. ARAB Says:

    Was du ablässt ist bürgerlicher Antikommunismus, der nichts mit einer marxistischen Kritik an der links-bürgerlichen PKK zu tun hat. Trotzki hat als Chef der Roten Armee im Kriegskommunismus auch “Hinrichtungstätten” für Abweichler unterhalten und ist mit sozialrevolutionären Arbeitern auch nicht grade zimplerich umgegangen. Die Kritik vom Genossen Wladek und Nick Brauns an der PKK und dem kurdischen Befreiungskampf ist politisch. Dein gekeiffe ist nichts als moralisches Genöle….

  11. günter Says:

    @arab:

    das ist ja interessant…. jemand der mich nicht kennt (seit 40 jahren in der kommunist. bewegung, trotzkist) beschimpft mich hier völlig unsachlich und unbegründet als “bürgerlicher antikommunist”(!). die kritik an den faschist. methoden der PKK, die viele linke und eigene parteimitglieder umbrachte (mir ist nicht bekannt, daß trotzki eigene bolschewist. genossen umbrachte, insofern kann man seine tätigkeit im bürgerkrieg kaum mit der tätigkeit der PKK vergleichen!) wird als “moralisches gekeife” abgetan. danke für die brutalst mögliche aufklärung darüber, daß in eurer organisation scheinbar stalinisten im trotzk. gewand stecken, für die moralische &menschliche methoden nichts bedeuten.
    sollte sich niemand von deiner führung hier von dem verleumderischen dreck distanzieren, den du, arab, mir hier entgegenschleuderst, werde ich mir erlauben, im rahmen meiner journalist. tätigkeit andere trotzk. gruppen über euren hang zum gutheißen extrem-stalinist. methoden aufzuklären.
    günter

  12. wladek Says:

    @Günter: Bloss keine Aufregung, bitte.
    1) ARAB ist eine eigenständige und eindeutig nicht trotzkistische Gruppe (http://www.arab.antifa.de). Das wäre mal eine erste Erkenntnis einer journalistischen Arbeit.
    2) Sie haben nicht geschrieben, dass du ein Antikommunist bist, sondern dass du Antikommunismus ablässt. Das macht einen Unterschied.
    3) Mir ist wirklich nicht bekannt, dass die PKK ihre eigenen Mitglieder umbrachte, weil diese Kritik äußerten, wie unter dem Stalinismus passiert ist. Aber ich würde mich auf Informationen von dir freuen.
    4) Natürlich sterben in einem BürgerInnenkrieg auch Unschuldige Menschen – im russischen BürgerInnenkrieg werden auch BolschewistInnen umgebracht worden sein (John Reed berichtet in “10 Tage, die die Welt erschütterten”, wie er fast erschossen worden ist, weil zwei Soldaten seinen Ausweis nicht lesen konnten!). Wir müssen unterscheiden zwischen solchen “Umfällen” im Rahmen von Kriegshandlungen und einer längerfristigen Kampagne zur Unterdrückung einer politischen Opposition. Nach meinem Kenntnisstand würde ich bei der PKK eher ersteres aus letzteres sehen.
    5) ARAB wirft dir “moralisches Genöle” vor. Aber du antwortest, dass “moralische und menschliche Methoden” nötig seien. Was nun? Ich glaube, dass wir als MarxistInnen für die Methoden eintreten sollten, die zur (Selbst)befreiung des Proletariats beitragen – und zwar unabhängig davon, ob sie zur bürgerlichen Moralvorstellung passen.

  13. günter Says:

    hallo wladek.
    1: selbst ich kann nicht jede kleinstgruppe kennen, und nahm an, daß arab der username eines eurer mitglieder ist, der die auffassung eurer org. erläutert. er hat sich nicht wie ich als nichtmitglied eurer gruppe kenntlich gemacht.
    2. antikommunist sein oder antikommunismus ablassen- auf solche haarspaltereien habe ich keinen bock. aber sehe ich richtig, daß du auch denkst, ich hätte antikomm. aggelassen? dann brauchen wir nicht weiterzudiskutieren, denn auch solche vorwürfe sind für mich die methoden der stalinisten. stimme nicht mit allem überein, und schon ists antikomm- wie billig
    3.ich bin schon baß erstaunt, daß du von den innerparteilichen morden der PKK der 80iger jahre nichts zu wissen scheinst- wie alt bist du? wieviele türk.bzw kurdische genossen soll ich dir vorstellen, die mit leuten bekannt waren (ob PKK oder anhänger anderer gruppen) die von der pkk ermordet oder bedroht wurden?
    das waren keine unfälle, sondern die PKK war -ohne jede innerparteiliche demokratie- eine 1-mamm show von diktator öcalan, der diese partei von anfang an zu dem formte was sie wurde.
    1 aussteiger aus der führung hat dies auch anschaulich beschrieben, mir fallen nur gerade weder name noch buchtitel ein- kann ich nachreichen
    die parteieigenen hinrichtungsstätten befinden sich in syrien.
    4.: bei einer perversen “politik” der selbstverbrennungen wird die unterscheidung zwischen bürgerl. und revolutionärer moral obsolet; das könnte man selbst dann nicht gutheißen, wenn es dem kampf nutzen würde, wie du schreibst. menschenleben sind kein spielzeug, auch nicht im revolutionären kampf! mit unklaren positionen zu fragen der menschlichkeit stößt man nur große bevölkerungsteile ab. die beste waffe eines kämpfers ist seine menschlichkeit. und manchmal kann auch eine waffe/bewaffneter kampf ausdruck von menschlichkeit sein. aber nicht a la PKK und nicht mit den methoden des gegners.
    mit ärgerlichen grüßen,
    günter

  14. arab Says:

    günther schrieb:
    “sollte sich niemand von deiner führung hier von dem verleumderischen dreck distanzieren, den du, arab, mir hier entgegenschleuderst, werde ich mir erlauben, im rahmen meiner journalist. tätigkeit andere trotzk. gruppen über euren hang zum gutheißen extrem-stalinist. methoden aufzuklären.”

    arab meint: muhahahahahahahahah. ja mach, das mal. Das wird euch Trotzkisten super voranbringen. Klär die anderen 5 Trotzkisten auf der Welt mal über die “stalinisistischen” Sympathien von Revo auf und fordere sie auf sich von solchen Gruppen fernzuhalten. Von solchen Kinderspielchen hat die Trotzkistische-Mini-Szene ja noch nicht genug. Wieviele Internationale Sektionen bist du denn so?

    zur PKK: Ja es gab “Verbrechen” an Abweicheln. Und ja: es gab Abweichler (Agenten der Türkei) innerhalb der PKK die Mordanschläge (Zb mit Gift) gegen PKK-Führungskader ausgeführt haben. Die PKK hat paraniod reagiert und so einige “echte” Agenten entarnt und erschossen und auch so einige die “Unschuldig” waren. Shit Happens. Der Vietcong, die EZLN, die FMLN, die IRA, die ETA, die FNL, die FARC, die ELN haben das auch so gemacht.So was passiert in Befreiungskriegen und ist scheisse. Der Feind kämpft aber auch nicht mit demokratischen Methoden. Ihr Trotzkisten müsst euch aufgrund euer Weltpolitischen Bedeutungslosigkeit im Gegensatz zu nationalen, maoistischen und anderen Befreiungsbewegung mit solchen Problemen nicht rumschlagen. Seit der Oktoberrevolution (und da gab es glücklicherweise keine Trotzkisten nur einen recht fitten internationalistischen Marxisten Namens Trotzki gegenüber den wir -Stalinisten, Operaisten, Linksradikale – was du willst – auch Respekt empfinden – im gegensatz zu euren lächerlichen und meist objektiv Konterrevolutionären Mini-Zirkeln) habt ihr euch mit solchen Problemen nicht rumschlagen müssen. Das gekeiffe über Methoden ist mir egal. Das Ziel ist das Ziel und der Zweck heiligt die Mittel. Sagt auch Trotzki, alles andere ist Kautsky.

    Spannender ist die Frage nach dem politischen Kurs der PKK. Da ist zu sehen das sie sowohl den Rechten Flügel (Osman Öcalan und die Fans der nationalen Befreiung Kurdistans mit Hilfe der USA), wie auch den proletarischen kommunistischen Flügel plattgemacht wurde. Das der rechte Platt gemacht wurde find ich gut, das mit dem kommunistischen find ich scheisse. Von einer stalinistisch geprägten Partei hat sich der haufen in den letzten Jahren zu so einem merkwürdigen neumodischen basisdemokratischen, genderfixierten Ökoanarchos-zeug entwickelt. Krude Mischung. So zwischen Sozialforumsbewegung, EZLN, Anarchos und Pol Pott. Flache Hierachien und so neumodischer Foucault Diskurs-Scheiss, thematisieren vor allem Macht (bzw deren Auflösung) und Hegemonie. Die Klassen- bzw soziale Frage wird stiefmütterlich behandelt. Ökoanarchos und keine Stalinos. Deine Abweichlergeschichten sind aus der 80er und 90er Jahren als 150 000 Linke in den türkischen Knästen waren und ein offener Krieg gegen die PKK lief. Geschichte, wenn auch keine schöne (Kronstadt calling). Aktuell gehört die PKK gegen den türkischen Staat und die chauvinistischen Linken verteidigt, aber von revolutionärer Seite kritisiert. Wie die Linkspartei halt, bloss mit nicht so vielen Leichen im Keller….

    PS: Die PKK hat immer – selbst in ihren SCHWÄRZESTEN Zeiten (und die gabs) – Selbstverbrennung abgelehnt. Wenn die diese linksbürgerlichen Kräfte mit Faschisten vergleichst agierst du objektiv antikommunistisch. Es ist ja schon scheisse rechte Gruppen wie Hamas und Hizbullah mit Nazis zu vergleichen. Für fortschrittliche Linke (und ja das ist die ex-PKK / Heute KCK)
    verbietet sich das – sonst hab ich kein Problem damit dich ins Abweichlerlager zu stecken. Die Notwendigkeit “revolutionäer” Lager und ZWangsarbeit kommt übrigens auch von eurem Vordenker und hat sich nicht Stalin ausgedacht.

    PPS: Schreib mal bitte was über die Stalino-Trotzkistzen in deiner auch so wichtigen Journalistischen Funktion, find ich geill…

  15. günter Says:

    hhmm,arab, WER hier herumkeift und sich selbst für wichtig hält, bist ja wohl eindeutig du (sich hinter dem gruppennamen versteckend- ich hoffe, du kannst da für alle sprechen) während ich weder eine journalisten-wichtigkeit behauptet habe (ich nage eher so am hungertuch, nach langem berufsverbot, vermutlich wegen meines von dir festgestellten “antikommunismus”),noch beansprucht habe für eine -von dir ins spiel gebrachte- internationale zu sprechen, zumal ich momentan keiner org. angehöre. ansonsten:

    dein witz mit den 5 trotzkisten weltweit zieht keinen grünen hering mehr vom teller, denn in einigen ländern, darunter frankreich, england, spanien, portugal, argentinien, mexico, sri lanka, haben trotzk. gruppen sogar die offizielle KP des jeweiligen landes an einfluß &selbst wählerstimmen hinter sich gelassen (beinahe noch griechenland), von deinen maoisten, die nur noch in nepal und indien eine rolle spielen, gar nicht mehr zu reden.
    die probleme, die sich vermeintlich erst deinen “praktischen” (???) maoisten stellten, hatte trotzki in seinen schriften über china längst geklärt, während mao auf anweisung von stalin im bündnis mit der kuomintang eine katastrophe erlebte, welche die KP ihres prolet. characters beraubte.-

    auch “operaismus” (negri) ist antileninistisch und alle “revolutionären” gruppen die du aufzählst (darunter die katholische, abtreibungsfeindliche IRA) sind bestenfalls linksnationalistisch- oder nur nationalistisch. (wobei dich bei den zappatistas aber eher “basisdemokratie” stören müßte, richtig?).
    jedenfalls fällt der witz über die 5 weltweiten trotz komplett auf dich zurück, denn DU vertrittst nur ein LOKALES grüppchen, das außerhalb berlins niemand kennt.-

    PKK-anhänger hatte ich tatsächlich eher in deren frühphase kennengelernt, aber das hatte mir auf ewig gereicht. einen prolet-kommunist. flügel konnte ich wahrlich nicht ausmachen. von anfang an eher ein beispiel für die -auch von trotzki behauptete- geistige verwandtschaft zwischen stalinismus und faschismus (er sprach von “zwillingsgestirnen”).

    im übrigen erfand trotzki keine arbeitslager für “abweichler”; die -vermutlich- von dir gemeinten thesen zur “militarisierung der arbeit” entstanden während einer ausweglosen situation im bürgerkrieg 1920, als viele der arbeit fernblieben und fabriken nicht mehr funktionierten. selbst lenin fand dies zu hart, und trotzki korrigierte sich! der späte trotzki sprach sich für ein mehrparteiensystem in der UDSSR aus und kehrte teilweise zu seiner jugendlichen kritik an “antidemokratischen tendenzen im bolschewismus” zurück (stalin-biographie &damit zusammenhängende artikel.)auch hat trotzki nicht gesagt, daß der zweck die mittel heiligt. um den komplexen trotzki beurteilen zu können, sollte man ihn ganz kennen, nicht nur mit deinem halbwissen.
    es würde mich ja nicht wundern, wenn du/ihr nach meinen infos den trotzki wieder als “antikomm. konterrev.” einordnen würdet. (damit meine ich deine arab-gruppe, wie dies revo sieht, müßte wohl jemand anders erklären.)

    “der feind kämpft auch nicht demokratisch”. eben. deswegen sagte ich, nicht mit den methoden des gegners kämpfen- sonst wird man wie er. dies scheint bei dir/euch (du sprichst ja im namen der gruppe) schon passiert zu sein, denn über die diskussion, wie sich viele tote vermeiden ließen, gehst du mit den 2 worten “shit happens” hinweg, und erklärst einem altkommunisten in jugendlicher großmäuligkeit, daß du ihn (mich) ins abweichlerlager stecken würdest (das glaube ich dir!), wobei du die deutungshoheit natürlich bei dir siehst: vielleicht bist DU ja der abweichler vom marxismus? (der übrigens kein katechismus ist, sondern eine lebendige methode.) es würde mich nicht wundern, wenn ich in deinem abweichlerlager noch einen älteren, gefühlsdusseligen herrn namens karl marx terffen würde, der den marxismus für einen humanismus hielt. was für ein konterrevolutionär, nicht wahr?

    aber ach! auch ihr habt die rechnung ohne den wirt gemacht. das proletariat, die volksmassen, wie auch immer, wird keinen leuten folgen, die jetzt schon ankündigen, genoss(inn)en in abweichlerlager zu stecken. und das ist gut so. ich möchte nicht im stalinismus leben, auch in keinem, der sich auch der fehler trotzkis bedient, wo der gute selbst noch nicht antistalinistisch genug war in seinen positionen.
    ich prophezeie deswegen jetzt keine anderen gruppen, die mal die revolution führen werden, weiß auch nicht mit letzter sicherheit, ob die noch kommt, und falls ja, ob sie noch genug reparieren kann von den bereits unendlichen -und teilweise irreparablen- schäden im antlitz der erde und in den köpfen bzw seelen der menschen, oder ob wir doch in der barbarei versinken- ich weiß nur mit sicherheit: deine positionen werden die menschen nicht überzeugen, und weitere diskussionen zwischen uns dürften nichts bringen.
    bitte verschone mich mit weiterem unausgegorenen gerülpse, auch wenn du sicher gerne das letzte wort behalten möchtest.
    danke,
    günter.

  16. günter Says:

    P.S.1: aber die meinung von revo dazu (nicht arab) würde mich schon noch interessieren.

    P.S.:2: selbst falls das mit dem “abweichlerlager” ironie gewesen sein sollte, würde meine polemik zutreffen, denn die dargelegten positionen WERDEN m.E, beabsichtigt oder nicht, wieder zu den abweichlerlager führen.

  17. Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB) Says:

    Die Postings unter dem Namen “ARAB” stammen nicht von unserer Gruppe. Statements unsere Gruppe sind nur auf unserer Webseite zu finden, alles andere sind Fakes und Trittbrettfahrer. Wir beteiligen uns nicht an Diskussion auf Blog, Indymedia usw….

    Unsere Position zum Kurdistankonflikt und der PKK/KCK kann hier nachgelesen werden:

    http://www.arab.antifa.de/index.php/themen/international/133-stoppt-den-krieg-in-kurdistan

    mit revolutionären Grüssen:
    Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin

  18. günter Says:

    hhmm. die einzelperson, die hier als arab postete, vertrat aber im prinzip dieselbe einschätzung zur PKK, wie sie auf den seiten der gruppe arab vertreten wird. insofern könnte der “trittbrettfahrer” doch 1 mitglied oder sympathisant gewesen sein. die distanzierung der gruppe arab wäre noch glaubwürdiger, wenn sie sich auch von dem mir angedrohten “abweichlerlager” distanziert hätte.
    wobei ich es noch unglaublicher finde, daß REVO, die sich auf trotzki bezieht, bisjetzt vornehm dazu geschwiegen hat.
    günter

  19. wladek Says:

    @Günter:

    Vielleicht können wir die Diskussion auf weniger konkrete Streitpunkte reduzieren:

    Erstens wird die PKK in ganz Europa, besonders in Deutschland, mit sog. “Anti-Terror-Gesetzten” verfolgt. Auch viele politisch aktive KurdInnen, die nichts mit der PKK zu tun haben, sind davon betroffen. Unsere elementarste Pflicht als RevolutionärInnen ist es, demokratische Rechte zu verteidigen. Oder?

    Zweitens richtet sich die kurdische Befreiungsbewegung gegen sehr harte nationale Unterdrückung. Zur Verteidigung demokratischer Rechte gehört, das Selbstbestimmungsrecht der KurdInnen in der Türkei BEDINGUNGSLOS zu verteidigen, Oder?

    Drittens ist die PKK die zentrale Kraft dieser Befreiungsbewegung. Wir treten für ihren Sieg gegen den türkischen Staat eintreten – genauso wie Trotzki im Zweiten Weltkrieg China gegen Japan unterstützte, nicht weil er die chinesische Regierung unterstützenswert fand, sondern weil sie einen antiimperialistischen Kampf führte. Unser Verhältnis zur PKK ist also eins der kritischen Solidarität. Oder?

    Viertens müssen wir die PKK politisch bekämpfen, da nur eine proletarisch-internationalistische Organisation den Kampf gegen die Unterdrückung der KurdInnen zu Ende führen kann. Das haben wir auch mit dem Artikel oben versucht. Oder?

    Fünftens ist die PKK eine linksbürgerliche oder linksnationalistische Partei. Insofern übernehmen wir nicht die geringste Haftung für ihre Taktik. Über Aktionen gegen sog. “AbweichlerInnen” kannst du genauso wenig eine wirklich informierte Meinung bilden wie ich. Aber wir wissen, dass die PKK in 25 Jahren nie wirklich für eine Landreform gekämpft hat – das finde ich viel schlimmer. Also natürlich reden wir die PKK nicht schön. ODer?

    Sechstens fühlen sich viele KurdInnen, vielleicht die Mehrheit, politisch durch die PKK vertreten. Gerade weil sie einer so krassen Repression ausgesetzt sind, in Deutschland wie in der Türkei, sollten wir unsere Kritik mit viel Fingerspitzengefühl formulieren. Gegen die PKK wird ja pausenlos von staatlicher Seite gehetzt – wir sollten uns nicht da einreihen. Stattdessen sollte unsere Kritik in erster Linie eine alternative Perspektive aufzeigen. Oder?

    Überhaupt: was willst du von uns? Es war schon immer klar, dass die PKK keine sozialistische Kraft ist. Aber wir treten auch für den Sieg von Hisbollah gegen Israel, für den Sieg von Saddam Hussein gegen die USA usw. ein. (Siehe nochmal unsere Thesen zu Antiimperialismus.) Unsere Position zu antiimperialistischen Kämpfen leitet sich, ganz nach dem Vorbild Trotzkis, nicht davon ab, welche Seite wir sympathischer finden, sondern welche Seite einen objektiv fortschrittlichen Kampf führt.

  20. günter Says:

    hallo wladek,

    ich hatte eigentlich schon gesagt, daß sich m.E. ein verhältnis der “kritischen solidarität” verbietet zu solchen organisationen, die solche methoden anwenden wie die PKK. wenn man denen eine objektiv fortschrittliche rolle andichtet, weil sie gegen den türk staat kämpfen, dann wären auch neonazis, die gegen die USA kämpfen, objektiv fortschrittl. &anti-imperialistisch, dann wären es ebenso die mullahs im iran gewesen (was denen ja damals auch nicht nur von allen stalinist., sondern auch von einigen trotzk. gruppen angedichtet wurde) dann hätte auch der stalinismus eine objektiv fortschrittl rolle gespielt während der entstehung der pufferstaaten (enteignungen durchgeführt), und so sahen es ja auch die pablisten.

    auch beißt sich die “kritische solidarität” mit der behauptung, die PKK polit. bekämpfen zu müssen. wenn die erst einmal an die macht gebracht wurde, wird keine wahre sozialist. kraft den kampf der kurd(inn)en zu ende führen, wie du sagst, weil die rechtzeitig im abweichlerlager gelandet sind.
    und zu jemand, der selbst einen unschuldig ermordeten und andere linke, PKK-bedrohte kurden kannte, zu sagen, er könne die handhabung der PKK von abweichlern nicht beurteilen, ist ein starkes stück. DU WILLST ES NICHT WAHRHABEN was ihr da unterstützt, nicht wahr?
    ich würde auch keine reaktionäre hisbollah unterstützen. im iraq würde ich die fortschrittl teile des widerstandes unterstützen, aber keinen sadam hussein (wenn der noch leben würde. seine anhänger gibts ja kaum noch.) denke auch nicht, daß trotzki dies getan hätte. man kann sich in einem konflikt nicht immer auf eine seite stellen, sondern muß oft genug beide kämpfenden seiten ablehnen. dies war doch für marxisten noch nie so schwer zu begreifen, oder?

    anti-imperialismus muß antikapitalismus beinhalten, sonst ist er keiner. und deswegen waren die mullahs eben nicht anti-imperialistisch. das ist der breiiiiite anti-imp. begriff der stalinist. gruppen, a la volksfront.

    “was willst du von uns” ?! scheinbar ist kritik nicht willkommen. ich bin zufällig über euch gestolpert und habe mich als -momentan unorganisiertes- individium geäußert. hier ist niemand am werk, der euch von einer anderen gruppe geschickt wurde um euch den laden durcheinanderzubringen. dennoch überlege ich, ob ich unseren briefwechsel anderen trotzk.gruppen zugänglich machen soll, um herauszufinden, wer da genau welche position vertritt. ihr könntet da durchaus in der mehrheit sein (was es nicht richtiger macht.) wäre um so wichtiger für mich, herauszufinden, wer dies nicht so sieht. vielleicht weißt du es ja?
    gruß,
    günter.

  21. wladek Says:

    hi Günter

    Trotzki unterstützte jeden antiimperialistischen Kampf, egal von wem er geführt wurde. (Damit ist natürlich nicht gesagt, dass er Nazis unterstützen würde, denn sie bekämpfen eine imperialistische Macht vom Standpunkt einer anderen.)

    Trotzki ging sogar so weit: “In Brasilien regiert nun ein semi-faschistisches Regime, das jeder Revolutionär nur mit Hass betrachten kann. Lasst uns annehmen, England würde morgen in einen militärischen Konflikt mit Brasilien treten. Ich frage Euch, auf welcher Seite des Konflikts würde die Arbeiterklasse stehen? Ich werde für mich persönlich antworten – in diesem Falle bin ich auf der Seite des ‚faschistischen’ Brasilien gegen das ‚demokratische’ Großbritannien. Warum? Weil es in diesem Konflikt nicht um die Frage von Demokratie oder Faschismus geht. Wenn England siegreich sein sollte, wird es einen anderen Faschisten in Rio de Janeiro einsetzen und Brasilien in doppelte Ketten legen. Wenn Brasilien auf der Gegenseite siegreich sein wird, so wird dies dem nationalen und demokratischen Bewusstsein einen mächtigen Impuls verleihen und zur Absetzung von Vargas Diktatur führen. Die Niederlage Englands wird zur gleichen Zeit dem britischen Imperialismus einen Schlag versetzen und der revolutionären Bewegung des britischen Proletariats einen Impuls verleihen.”

    Nun, “Was willst du von uns?” sollte heißen: “Welche Position willst du von uns?” Wir wissen ja, dass die PKK keine sozialistische Kraft ist und deswegen keine politische Unterstützung verdient. Aber du solltest auch wissen, dass wir jeden antiimperialistischen Kampf unterstützen. (Nochmal unser Positionspapier zu Antiimperialismus:
    http://www.revolution.de.com/revolution/0902/konferenz/antiimperialismus.htm) Du kannst noch 100mal schreiben, dass die PKK schlimme Methoden anwendet – das glaube ich Dir gerne aber das ändert nichts am Wesentlichen, nämlich dass die PKK einen antiimperialistischen Kampf führt und dabei die Unterstützung einer breiten Mehrheit der KurdInnen genießt. Also welche taktische Haltung schlägst du vor? Einfach “Scheiß-PKK!” rufen neben kurdischen Demos, die von Bullen und Faschisten angegriffen werden? Unsere Erfahrung ist, dass man gerade durch kritische Solidarität kurdische Menschen für marxistische Positionen gewinnen kann.

    Denn keine kritische Solidarität ist auch keine Lösung!

  22. günter Says:

    hi wladek,
    wie ich erwartete, bist du auf alle meine fragen -z.B.,ob denn der kampf der mullahs gegen die USA für euch auch anti-imperialistisch war- nicht eingegangen, und auf die feststellung, daß anti-imperialismus antikapitalismus beinhalten muß, also nicht jeder, der sich mit einem imperialist land in einem konflikt befindet (was auch von reaktionärer position aus geschehen kann, siehe iran) ein anti-imperialist ist.
    “keine kritische solidarität ist auch keine lösung”- also ich demonstriere nicht für “freiheit für öcalan”, der viele linke auf dem gewissen hat.
    ich denke, daß es nicht verwerflich ist wenn die kleinen trotzk. organisationen sich in der regel andere schwerpunkte setzen, als die solidarität mit nationalist. bewegungen wie kurden oder basken. seit ihr auch mit der PLO solidarisch? alle diese nationalen bewegungen im sozialistischen gewand haben schiffbruch erlitten, weil heutzutage -wie gerade trotzki betonte- keine nationale bourgeoisie mehr eine anti-imperialist. rolle spielen kann. dies sah man bei nehru, nasser und vielen anderen die immer klassenneutral zum anti-imp. lager gezählt wurden von vielen, obwohl es bürgerliche mit linker rhetorik waren.

    ich denke, wir können die diskussion ohne große feindseligkeit jetzt beenden; wir scheinen auf keinen gemeinsamen nenner zu kommen.
    nenn mir doch einfach ein paar trot-gruppen,wenn du´s weißt, die meinem standpunkt näher kommen wie deinem. danke
    günter

  23. günter Says:

    P.S.: habe gerade nochmal euer positionspapier zum anti-imp gelesen. einerseits sagt ihr doch auch, daß es keinen anti-imp ohne antikapitalismus gibt. andererseits sprecht ihr aber anfangs davon, sich grundsätzlich auf seiten der vom imp. angegriffenen zu positionieren. was heißt dies konkret? für den iraq würde dies für euch solidarität mit sadam hussein beinhalten, wie du sagtest, während ich nur mit fortschrittl teilen des widerstandes solidarisch wäre- die es dort zum glück auch gibt. aber wie verhält man sich zu afghanistan? natürlich bin ich gegen die angreifer. aber dort gibt es keinen fortschrittlichen widerstand, sondern der wird überwiegend von den taliban getragen. mit denen könnt ihr doch nicht ernsthaft solidarisch sein? dort kann man wirklich nur “besatzungsarmeen raus” fordern, ohne gleichzeitig eine kraft im lande konkret zu unterstützen.

  24. Afro Says:

    die frage, die sich doch stellt, ist, was die forderung “besatzungsarmeen raus” dann in der konkreten praxis bedeutet: wenn du gegen die besatzungsarmeen in afghanistan kämpfst, kämpfst du effektiv auf seiten der taliban, und zwar ganz konkret auf dem schlachtfeld. das ist es doch, was eine anti-imperialistische einheitsfront ist: einheit in der konkreten aktion, bei notwendiger politischer kritik. unsere antwort an die afghanischen widerständigen kann doch nicht sein, gleichzeitig mit waffengewalt gegen die besatzung und gegen die taliban zu kämpfen – das wäre reiner selbstmord. wenn wir sagen, wir sind kritisch solidarisch, bedeutet es für uns, dass wir den konkreten kampf gegen die besatzung unterstützen, aber die taliban für ihre reaktionäre politik angreifen.

  25. günter Says:

    @afro:
    aber wie sieht dann für dich in der praxis “die taliban für ihre reaktionäre politik angreifen” aus? zum letztenmal: eine gruppe, die nicht antikapitalistisch ist -also eine gruppe wie die taliban- ist eben auch nicht anti-imperialistisch. das wird sie eben nicht allein dadurch -ich wiederhole mich- indem sie imperialist. besatzer angreift. denn WARUM bekämpfen die taliban die USA? weils imperialisten sind? nein, aus denselben reaktionären gründen weswegen die -bzw ähnliche gruppen- auch die ehemals prosowjetische regierung afghanistans bekämpften: weil da frauen in die schule geschickt wurden und keine schleier tragen mußten etcpp. deswegen wurden da lehrer ermordet, die zur alphabetisierung in die dörfer gingen. dies würden die tun, ob eine prowestliche oder eine prosowjetische regierung die frauen in die schule schickt. für die taliban verkörperten sowohl kapitalist. als nichtkapit. gesellschaften “den westen” und “die ungläubigen”. DEREN widerstand gegen die USA, von denen sie einst aufgebaut wurden, hat eben nichts mit anti-imperialismus oder antikapitalismus zu tun. dies scheint ihr mir ständig zu verwechseln.

    ja, und unter diesen umständen müßte fortschrittl. widerstand in afghanistan gleichermaßen die besatzer und die taliban bewaffnet bekämpfen. wo fortschrittl widerstand stark wäre, ginge dies. wo er schwach ist, wäre dies selbstmord wie du sagst. das ist dann der punkt, wo marginalisierte fortschrittskräfte sich m.E. halt nur noch raushalten können, statts mit kräften wie den taliban in eine einheitsfront zu gehen.

  26. Wladek Says:

    Dieser Text wurde auch ganz offiziell auf der Website des Kurdischen Studentenverbandes veröffentlicht:
    http://de.yxk-online.de/index.php?option=com_content&task=view&id=186&Itemid=11

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